Silbenzählen als Hilfe
Wer – wie manche fortgeschrittenen Limerick-Verfasser(innen) – Verstaktfehler vermeiden möchte, zählt die Silben. So nähern sich diese Lernwilligen zwar dem regelgerechten Limerick, aber meist bleiben dennoch Patzer. Denn es muss ja noch geprüft werden, ob die Hebungen tatsächlich betont sind und die Senkungen unbetont. Dafür muss man sich die richtige Betonung eines jeden Wortes im Gedicht bewusst machen und eventuell die korrekte Betonung im Duden oder in einem Aussprache-Wörterbuch nachschlagen. Nur wer die gängigen Versmaße wie Jambus, Trochäus, Anapäst und Daktylus „im Blut hat", erkennt Verstaktpannen auf Anhieb beim leisen (besser lauten) Lesen.
Zwei Auswege bleiben aber immer: Was nicht „hinhaut“, als dichterische Freiheit deklarieren oder
eine anspruchslosere Gedichtform wählen, z.B. freie Verse. So verfahren sogar richtig große Dichter.
Form mit Inhalt füllen …
Ein Blick in den Duden macht schlau: „… fünfzeiliges Gedicht grotesk-komischen Inhalts“. Es genügt also nicht, für eine satirische Website wie „GedichtAktuell“ Nachrichten in der gebundenen Sprache des Limericks wiederzukäuen, wenn ausdrücklich Satire verlangt wird und Ironie, Sarkasmus, Sprachwitz und Bildkomik erwünscht sind. Und zum Limerick gehört auch der Gag in der Schlusszeile,
z.B. eine unerwartete Wendung, eine Pointe. Wenn nicht möglich, sollte aber doch deutlich zu spüren sein, dieses Gedicht zählt zur Kategorie „Spaß- und Nonsenspoesie“. Limerick-Workshop.
Der Anapäst-Verstakt ist das metrische Gerüst jedes Limericks. Der erste Verstakt darf aber auch ein Jambus sein, also mit nur einer unbetonten Silbe - / beginnen. Die Verse enden oft mit betonter Silbe. Aber wie auch bei anderen Gedichtformen möglich, dürfen sie weiblich enden, also mit zusätzlicher unbetonter Silbe am Versende: (da) da DUM da da DUM da da DUM (da). Was hier in Klammern steht darf also fehlen. Der erste Takt muss aber in allen langen (dreihebigen) Versen gleich sein.
Und hier unten im Abseits nun der Steckbrief des perfekten Limericks
1. Fünf Zeilen (Verse)
2. Reimschema: aabba
3. Metrum: Anapäst, das ist: da da DUM,
also unbetont unbetont betont = Senkung Senkung Hebung
4. Drei a-Verse mit drei Hebungen, zwei b-Verse mit zwei Hebungen
5. Die betonten und unbetonten Silben der Wörter müssen mit dem Anapäst-Verstakt
übereinstimmen; also bitte keine unbetonte Silbe zu einer betonten „befördern“!
6. Pointe, Gag, z. B. Überraschendes, Unerwartetes in der letzten Zeile
7. Inhalt: komisch, spritzig, witzig, kurios, frivol, sexy, ironisch, satirisch, makaber;
Blödsinn, Nonsens der „höheren“ Art.
8. Erlaubte Abweichungen: Verse dürfen auch mit da DUM (Jambus) beginnen.
Verse dürfen „weiblich“ enden da da DUM da
Als Beispiel für perfekte Limericks hier mein Limerick über den Limerick.
Limerick-Strickmuster
a Anapäste als Metrum. Fünf Zeilen.
a In a – a – b – b – a muss man teilen.
b a hat Hebungen drei
b und bei b sind es zwei.
a Zeile fünf sollt ein Gag gern ereilen.
Es gibt strebsame Reimer.
Sie sind beileibe nicht immer Schleimer.
Die spielen sich groß auf,
meinen, sie hätten viel drauf.
Aber ihre „Limericks“ werf ich in den Eimer.
… weil dieser „Limerick“ in gewöhnlicher, nicht in gebundener Sprache verfasst ist !
Für die Gedichtform Limerick ist der Verstakt Anapäst unabdingbar:
Senkung-Senkung-Hebung, also
- - / - - / - - /, gesprochen da da DUM da da DUM da da DUM, 3 Hebungen + 6 Senkungen = 9 Silben
Die Verse (Zeilen) 1, 2 und 5 müssen 3 Hebungen aufweisen, die Verse 3 und 4 zwei Hebungen.
Wenn dieses Unbetont-Unbetont-Betont-Versmaß (auch Verstakt oder Metrum genannt) missachtet worden ist,
handelt es sich nur um einen Pseudo-Limerick,
einen gereimten aabba-Fünfzeiler.
Siehe auch www.limericks.org/pentatette/whatis.htm. Infos über erlaubte Verstakt-Abweichungen: