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Zeitgeschehen 2007



Sie sieben so sorgsam, sanft Sätze,
sondieren selbst Silbenschlafplätze.
Sie suchen sehr sinnig,
safarisachtinnig,
sortieren solch' seltsame Schätze.

Renate Golpon Strebsame Stabreimsucher

In Stabreimversen müssen nicht alle Wörter zwangsläufig mit demselben Buchstaben beginnen.
Ein Beispiel gelungener Stabreimtransformation
bietet Friedrich Rückerts Roland-Gedicht aus dem Jahr 1848.

Roland, der Ries',
am Rathaus zu Bremen
Steht er im Standbild
Standhaft und wacht.

Roland, der Ries',
am Rathaus zu Bremen,
Kämpfer einst Kaiser
Karls in der Schlacht.

Roland, der Ries',
am Rathaus zu Bremen,
Männlich die Mark einst
Hütend mit Macht.

Roland, der Ries',
am Rathaus zu Bremen;
Wollten ihm Welsche
Nehmen die Wacht.

Roland, der Ries',
am Rathaus zu Bremen;
Wollten ihn Welsche
Werfen in Nacht.

Roland, der Ries',
am Rathaus zu Bremen
Lehnet an langer
Lanz' er und lacht.

Roland, der Ries',
am Rathaus zu Bremen;
Ende ward welschem
Wesen gemacht.

Roland, der Ries',
am Rathaus zu Bremen,
Wieder wie weiland
Wacht er und wacht!

 

 

Auch Felix Dahn (* 1834 in Hamburg, † in Breslau), bekannt geworden durch seine Veröffentlichungen über germanische Helden und Götter sowie die Geschichte der Völkerwanderung („Ein Kampf um Rom“), hat Gedichte geschrieben und als Versschmuck Alliterationen verwendet.


Sprüche Odhin's von Asgardh


I.
Wem du Wehe gewirkt,
der ward dein Feind. –
Flugs fäll' ihn,
sobald du ihn findest!
Nicht zaudre noch zögre:
Triff ihn zum Tode!
Nicht glaube der glatten
Zunge die zarte Verzeihung:
Meistert er mühsam den Mund, –
heimlich dich hasst er im Herzen.
Und gibt sich 's ihm günstig, –
trifft er dich tückisch zu Tode.
Drum tu' ihm die Tat zuvor:
Sank er zu Sarge,
nicht müht er dich mehr!

II.
Wirf dir die Weiber unter den Willen!
Wenig Wonnigres weiß ich.
Aber wehe dir, Weichherz, wehe,
wenn ihre Wunden
dann dich dauern in deinen Gedanken!
Wehe dem Mann, der
weh einem Weibe gewirkt
und Weib und Weh nicht weidlich verwindet.
Dann höhlt dich herber Harm
und zermürbt dir das Mark:
Weh wird dir selber statt Wonne.

III.
Wonnig ist der würzige Wein,
hold ist der Harfe heller Hall,
köstlich kosigen Kindes Kuss,
Lust ist die gelungne List dem Überlegnen:
Aber eins ist edler als alles,
ist des Herrlichen Herrlichstes:
Zu bieten die breite Brust
in begeisterter Brunst
des klirrenden Kampfes
den spitzigen Speeren
und, im Vorkampf fechtend,
für die Freunde zu fallen,
selig noch sehend den Sieg! –

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Herzlichen Dank den Autoren,

die keinen Aufwand gescheut haben, Stabreime in Limericks zu verpacken.

Wohl kaum jemand (ich auch nicht!) hätte so viel Enthusiasmus, Zeit und Geduld aufgebracht für derlei Reim-Akrobatik. Ich habe deshalb versucht, ädaquate Seiten dafür zu schaffen.

Alle haben sich unendlich viel Mühe gegeben. Kleine Metrumunebenheiten sind zu verschmerzen, zumal das Gros der Leser sie ohnehin nicht bemerkt. Deutlicher zu spüren sind vielleicht Qualitätsunterschiede.
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Oberlehrer würden sagen: Es können für jeden Limerick Noten vergeben werden: von „sehr gut“ bis „ausreichend“. Aber glücklicherweise sind die Ansichten auch hier verschieden.

Genießen Sie also die urigen Verse, die hier ebenso original wie originell auf den Seiten stehen!

Renate Golpon
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Über den Stabreim

Im Germanischen (altenglisch, altnordisch, altsächsisch, auch im Althochdeutschen) war der Stabreim (Buchstabenreim) das verbindende Element der Verse, ehe der Endreim (meist Silbenreim) ihn im 9.Jahrhundert endgültig verdrängte. Seit dem Mittelhochdeutschen dominiert der Silbenreim am Zeilenende als gängiges Bindemittel in der Versdichtung.

Allerdings ist der Stabreim nie ganz aus der Lyrik verschwunden, sondern wird als Alliteration auch im Neuhochdeutschen hin und wieder verwendet, gleichsam als Versschmuck. Das Kunstmittel Alliteration (gleicher Anlaut aufeinanderfolgender Wörter) steigert zum einen die Klangintensität. Das ist die lautmalerische, sprachmusikalische Funktion. Zum anderen ermöglicht die Alliteration, Begriffe zu gruppieren und zuzuordnen. Das ist ihre „ordnende“ Funktion, wenn die betonten Verben, Nomina oder Adjektive staben. Übrigens: Anfangsbuchstaben in unbetonten Silben können nicht staben. Nur sinntragende (bedeutungstragende) Wörter staben, jedoch keinesfalls Beiwörter (Adverb, Artikel, Interjektion, Konjunktion, Numerale, Präposition, Pronomen). Präpositionen sind nicht bedeutungstragend, selbst wenn sie in „Kachelmann-Manier“ übermäßig (falsch) betont werden.

Gelegentliche Nachahmungen der germanischen Stabreimverse (wie in Felix-Dahn-Gedichten
oder in Wagner-Opern) muten meist altertümelnd, oft aber nur Aufmerksamkeit heischend verkrampft an.