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Impressum Karl Klaus für die Gedichte  
  
 








Ein neuer Rosenkavalier

Ich präsentiere hier sehr gern
die Rosenseite eines Herrn,
der häufig schreibt vom Unbekannten –
den X er nennt – samt Anverwandten.
Ich mag die große Vielfalt hier
in meinem Lyrik-Reim-Revier!


Renate Golpon
    
    
    
     Autordomain mit der Webadresse www.limerick-center.de/karlklaus.html · Kontakt: www. herrx.de                      Karl Klaus

Das X

Das X steht stets auf dieser Welt,
wo es auch immer hingestellt,
für etwas anderes, das man dann
beliebig dort ersetzen kann;
das X hält meistens nur konstant
den Platz für das, was unbekannt.

Fast jeder Denker ixt beflissen,
wo es grad fehlt in seinem Wissen,
bei Namen kann's, wie hier geschehen,
für x-beliebig jeden stehen -
vielleicht wär bei der X-erei
sogar der Ihrige dabei?
.

Der Herr X

Herr X ist so wie du und ich,
er freut sich und er ärgert sich,
er ist mal faul, mal ist er fleißig,
doch ganz bestimmt ist er, das weiß ich,
ein Mensch mit Herz und auch mit Seel',
und tritt er hie und da mal fehl,
so macht das schließ- und endlich nix,
er ist halt so: er ist Herr X.

Er ist, wie alle Menschen halt,
erst jung dann älter, schließlich alt,
und eines Tages wird man lesen,
X sei ein guter Mensch gewesen.

Da ist nur eines, das mich stört:
Er hätt's zu Lebzeit gern gehört.
.

Paare

Da tat sich jüngst ein Paar zusammen
(man mag's begrüßen, mag's verdammen)
dem Paar gefiel's, der Frau, dem Mann,
und darauf kommt's ja schließlich an.

Ein zweites Paar tat es ihm nach
(wogegen ebenfalls nichts sprach),
doch dieses ehelichte richtig,
denn auch die Form war ihnen wichtig.

Das erste Paar ging auseinander.
Man merkte, dass das Miteinander
nicht ganz so klappte wie zuvor,
als man “noch keine Zeit verlor!”

Und eben die verlor'ne Zeit,
tat auch dem zweiten Paare leid;
es ließ sich wie die ersten beiden –
nur eben formgerechter – scheiden.

Daraus erkennt man allemal:
Wie man es anfängt ist egal;
die „Katz' im Sack” ist bloß Trara,
nur wichtig: Bleibt das Kätzchen da?
.

Familienplanung

Ein Ehepaar, ein nettes, feines,
plant systematisch etwas Kleines,
zu zweit war es zwar auch ganz nett,
doch als Familie nicht komplett.

Man hatte lang genug gewartet,
dann aber pflichtbewusst gestartet,
und auch zum richtgen Zeitpunkt jetzt
das Pillennehmen ausgesetzt;

man hatte gründlich sich und gut
in jeder Weise ausgeruht
und hatte, um zurecht zu kommen,
sich ein paar Tage frei genommen.

Plan hin, Plan her, man war ergrimmt
und gar nicht plangerecht gestimmt,
denn Liebe spielt man nicht wie Schach. –
Man plant Familie und kriegt Krach!

Doch: Streit verhindert die Gewöhnung,
und er ermöglicht die Versöhnung,
wobei sich, was der Leser ahnt,
der Plan erfüllt – ganz ungeplant.
.

Frauenlob

Als X noch in den Babyjahren
hat seine Mutter oft erfahren,
dass Frauen in den ersten Stunden
das Bündel “Gott, wie süß!” gefunden.

Mit zwanzig Jahren mochte er
die Frauenmeinung auch noch sehr,
wenn ihn – rundum in Stadt und Land –
die Damenwelt für süß befand.

Doch würde er sich gern ersparen,
was er mit Achtzig noch erfahren:
Da sagte seine Ärztin glatt,
dass er jetzt Alterszucker hat.
.

Schrei‘n oder nicht schrei‘n?

Als Knabe X zur Welt gekommen
hat er sie in Besitz genommen,
indem er brüllte – ziemlich wüst!
Das hat man allgemein begrüßt.

Doch hat er später mal gebrüllt,
dann hat ihm jedermann enthüllt,
er sollt das lassen, sonst hätt er
es sicher mal im Leben schwer!

Das wollt er sich zu Herzen nehmen
und ging in Zukunft den bequemen,
den angepassten Weg durchs Leben:
still, treu und brav, und eben eben!

Dies ist nun das Kriterium:
Die Masse liebt nicht den, der stumm
bloß denkt, die meisten folgen nur
der lauten Führungsgarnitur.

Glaubt ‘s Freunde oder glaubt es nicht:
Das, was für meine These spricht,
steht im Regierungsalmanach
schön ausgedruckt. Lest nur mal nach!
.

Der Erbe

Herr X ist auf dem Weg zur Bank,
dort hat er nämlich – Gott sei Dank! –
vom Erbe seiner lieben Tante
noch etwas auf der Hohen Kante.

Und grade davon denkt er eben,
mal wieder etwas abzuheben.

Dasselbe klappte lange Zeit,
doch heute war es nun so weit,
dass dieses Konto, ausgelutscht,
auf Nullniveau herabgerutscht.

Und also sprach der Neffe klug:
„Die Tante sparte nicht genug!”
.

„Ein paar Jährchen“
Relativitäts-Praxis

Herr X, schon „ein paar Jährchen“ alt,
hat sich nun wieder mal verknallt
in eine Frau, seit kurzer Frist,
die „ein paar Jährchen“ jünger ist.

Jedoch, nur „ein paar Jährchen“ später,
da konstatiert ihm schließlich jeder,
und ist darüber sehr bewegt,
wie lieb ihn „seine Tochter“ pflegt

(falls sie es tut – und ist wie er
nicht jüngern Partnern hinterher).
.

„Sehr erfreut!”

Recht häufig wird in dieser Welt
man andren Leuten vorgestellt;
das läuft dann meistens kurz und knapp
nach eingespielten Regeln ab:

A kennt den X, nennt dessen Namen
nun andren Herren oder Damen,
was ebenso dann, garantiert,
auch anders meistens funktioniert.

X schüttelt Hände und bedeut‘
den andern, er sei sehr erfreut,
zumindest, es sei angenehm.
Verbeugung. Handkuss. Je nachdem.

Doch steht er später irgendwie
den Leuten wieder vis-à-vis,
hat X sein schnelles „Sehr erfreut!”
schon mehr als einmal sehr bereut!

Denn manchmal stellt es sich heraus:
der andere ist eine Laus,
die einen doch nur dann beglückt,
wenn man sie mit Genuss zerdrückt!
.

Heldenstücke

Herr X riskiert bei seiner Sippe
ganz gerne mal die große Lippe
und tönt, wie er in früh‘ren Tagen,
so manche tolle Schlacht geschlagen.

Doch X‘ens Fehler ist es dann,
dass er sich selbst nicht merken kann,
wie er den Schmäh vorher erzählt,
was seine Wirkung dann verfehlt.

Herr X muss nun mit Wehmut sehen,
dass Lorbeern schnell verloren gehen,
und so ein Sieg, der nur erdacht,
ihn selber zum Verlierer macht.
.

Schadenfreude

Wenn einer mal auf dieser Welt
so richtig auf die Schnauze fällt,
kann das für diesen arge Pein,
für andre unterhaltsam sein.

Dies eben ist das alte Lied:
Es ist der kleine Unterschied
von Tätigkeits- und Leidensform
erlebnismäßig ganz enorm!
.

Wunsch und Wirklichkeit

Herr X, gerade Laune habend,
bemerkt an einem Sonntagabend
als er sich übers Bierglas beugt,
dass da ein Weibsbild ihn beäugt.

Das Wunschbild, das er lang schon hegte
doch stets zu unterdrücken pflegte
(dies Wunschbild nämlich zu enthüllen),
wär heut‘, wahrscheinlich, zu erfüllen.

Da schüttelt ihn der kalte Graus:
er muss ja morgen früher raus
und topfit gleich in den Termin,
der ihm so allerwichtigst schien.

Dies wohl bedenkend, trinkt er aus,
bezahlt, und geht allein nach Haus.
.

Fuchs und Maus

Ein alter Fuchs traf eine Maus,
die kam grad frierend aus dem Haus.

Der Fuchs tat nun so nett und fromm,
und sagte: „Liebes Mäuslein komm,
ich biet dir meinen Fuchspelz an!”

Das Mäuslein dachte: „Welch ein Mann!
Und, wie es scheint, noch unbeweibt.”

Da war es auch schon einverleibt.
.

Hähnchens Liebestraum

Ein Hähnchen liebte einst ein Huhn;
es konnt nicht rasten und nicht ruhn,
es schlich, so oft es eben ging,
zu jenem federleichten Ding,
um seine Liebe zu gestehen;

und sein allmorgendliches Krähen
vom Wipfel des Magnolienbaumes
war Ausdruck seines Liebestraumes.

Die Zeit verging. Der Bauer kam,
da er den Kräher mit sich nahm,
weg von der blühenden Magnolie.

Jetzt schmort das Hähnchen in der Folie.
.

Amsel-Dank

Frau X ist gerne hilfsbereit.
Wenn es im Winter friert und schneit,
streut sie, die treue Vogelmutter,
den kleinen Sängern gutes Futter.

Die singen, jedes Jahr erneut,
im Sommer dem, der nicht gestreut.
.

Der Kaktus

Ein Kaktus wächst auf kargem Grund
und fühlt sich trotzdem kerngesund,
nimmt zu an Größe und Gewicht,
auch seine Stacheln stehen dicht.

Dagegen steht in vollem Topf
ein Pflänzchen mit nur kargem Kopf,
es wird gedüngt, umsorgt, gehegt,
und trotzdem wirkt es ungepflegt.

Man kann bei Menschen und Kakteen
nicht schon am Wuchs den Urgrund sehen.